Als Kraftwerk Ruppoldingen werden zwei nacheinander bestehende Wasserkraftwerke an der Aare bei Olten und Boningen, Kanton Solothurn, und Rothrist, Kanton Aargau, in der Schweiz mit verschiedenen Nebenanlagen bezeichnet.
Erstes Kraftwerk bei Ruppoldingen
Das erste Kraftwerk Ruppoldingen gehörte zu den frühesten Grosskraftwerken in der Schweiz und in Europa.
Nachdem Privatpersonen in den Gemeinden Olten und Aarburg, Kanton Aargau, für den privaten und den kommerziellen Gebrauch kleine Elektrizitätswerke errichtet hatten und auch die Schweizerische Centralbahn im Bahnhof Olten eine Stromversorgung installierte, bildeten sich sowohl in Olten wie auch in Aarburg um 1890 Initiativkomitees, die an der Aare ein grosses Wasserkraftwerk bauen wollten. Hans Lüscher (?–1909), Stadtammann von Aarburg und Grossrat, der Fabrikant Adolf Zimmerli (1848–1938), Nationalrat Arnold Künzli und andere unterbreiteten den Solothurner Kantonsbehörden im Jahr 1890 ein Baugesuch, die Oltner Constantin von Arx (1847–1916), Casimir von Arx (1852–1931), Louis Giroud (1840–1919) und weitere Partner verfassten gleichzeitig ein Konkurrenzprojekt. Die Kantonsbehörden traten auf die Vorhaben wegen mangelhafter Projektgrundlagen nicht ein.
1892 schlossen sich die beiden Gruppen zu einem gemeinsamen Unternehmen zusammen, dessen Konzessionsgesuche für ein Kraftwerk beim Hof Ruppoldingen auf Gemeindegebiet von Olten am 24. Oktober 1894 vom Regierungsrat des Kantons Solothurn und am 30. Oktober 1894 vom Regierungsrat des Kantons Aargau genehmigt wurden.
Auf dieser Grundlage erfolgte am 31. Oktober 1894 im Hotel Schweizerhof in Olten die Gründung der Firma Elektrizitätswerk Olten-Aarburg A.G. (EWOA), aus welcher später die Atel Holding und aus dieser die Alpiq Holding hervorgingen.
Das Elektrizitätswerk erteilte den Bauauftrag für das Kraftwerk der Baufirma Fischer & Schmuziger in Zürich und bestellte 1895 die Turbinenanlage für das Niederdruckkraftwerk (Jonvalturbinen) bei der Maschinenfirma Bell in Kriens und die elektromechanischen Anlagen bei Brown, Boveri & Cie. (BBC) in Baden. Das am linken Ufer des Flusses errichtete Laufkraftwerk besass ein grosses Sperrbauwerk in der Aare und einen kurzen Oberwasserkanal, in den ein Teil des zwischen Murgenthal und Aarburg auf einer Strecke von rund 5 Kilometern aufgestauten Aarewassers abgeleitet wurde. Das nutzbare Nettogefälle betrug je nach Wasserstand der Aare 1,6 bis 4 Meter.
Das Versorgungsnetz umfasste zunächst nur die nahe gelegenen Ortschaften Aarburg und Olten. Es wurde von der Elektrizitätsfirma von Hermann Kummler in Aarau gebaut und am 14. November 1896 in Betrieb genommen.
Nach dem Bau des grossen Kraftwerks Gösgen liess das Elektrizitätswerk die Maschinen des Kraftwerks Ruppoldingen 1926 erneuern. Die neuen Francisturbinen lieferte die Maschinenfabrik Ateliers des Charmilles SA in Genf, die Generatoren kamen wiederum von BBC.
Während des Baus des neuen Kraftwerks Ruppoldingen wurde das alte Werk um 1999 abgestellt und abgebrochen. Das technik- und architekturgeschichtlich wertvolle Maschinenhaus blieb – wie das zeitgleich gebaute Kraftwerk Rheinfelden – trotz den Empfehlungen im Umweltverträglichkeitsbericht nicht erhalten.
Hochdruckkraftwerk bei Ruppoldingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schon nach wenigen Jahren konnte das Wasserkraftwerk den Strombedarf im abgeschlossenen regionalen Versorgungsnetz zeitweise nicht mehr decken. Ein Verbund mit andern Kraftwerken war wegen der isolierten Verteilung der Kraftanlagen noch nicht möglich.
Mit einer Konzession des Kantons Solothurn vom 30. Juni 1903 baute das Elektrizitätswerk Olten-Aarburg neben dem Oberwasserkanal von Ruppoldingen ein kleines Hochdruckkraftwerk mit einem Speicherbecken auf dem Born, 320 Meter höher als die Wasserentnahmestelle beim Kanal. Ausgestattet mit einer Hochdruckpumpe von Sulzer, einer Turbine von Piccard, Pictet & Co., Genf, und einem Generator von BBC, förderte das Werk mit Energie aus dem Niederdruckkraftwerk bei schwachem Strombedarf Wasser aus der Aare in das hoch gelegene Becken und produzierte damit bei Spitzenbedarf zusätzliche Energie.
Das frühe Hochdruckkraftwerk erregte Aufsehen in Fachkreisen und erhielt viel Besuch von Elektroingenieuren aus mehreren Ländern.
Mit neuen Maschinen aus dem Jahr 1926 lief das Hochdruckwerk Ruppoldingen-Born bis 1960, als die Anlage abgebrochen wurde. Dem Verlauf der ehemaligen Druckleitung folgt heute eine sehr lange Treppe, bekannt als Tusigerstägli, die auch für Sportanlässe benützt wird.
Thermisches Kraftwerk
Von 1905 bis 1909 errichtete das Elektrizitätswerk wegen der hohen Energienachfrage ausserdem neben der Hochdruckanlage ein thermisches Kraftwerk mit zwei Kesselanlagen und BBC-Maschinen. Beim Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 legte das Unternehmen die Dampfanlage still; 1924 liess es die Einrichtungen des thermischen Kraftwerks entfernen. In den frei gewordenen Räumen wurde die neue Schaltanlage des Kraftwerks eingerichtet.
Neues Kraftwerk Ruppoldingen
1996 beschloss die Atel Holding aufgrund neuer Konzessionen der Kantone Solothurn und Aargau den Bau eines neuen Kraftwerks als Ersatz für das ältere Werk bei Ruppoldingen. Das Laufkraftwerk Neu Ruppoldingen befindet sich rund einen Kilometer oberhalb des alten Kanalkraftwerks, auf Gemeindegebiet von Boningen. Das Gebäude steht in der Aare und benötigt keinen Zuleitungskanal mehr. Die zwei Rohrturbinen mit einem Durchmesser von 5,9 Meter haben eine Leistung von 23 Megawatt und erzeugen seit der Betriebsaufnahme im Jahr 2000 jährlich im Durchschnitt 115 Gigawattstunden Strom.
Quelle: Wikipedia